Foren
Go Verband Berlin :: Foren :: Allgemeines :: Schwarzes Brett
 
<< Vorheriger Thread | Nächster Thread >>
EGF-Rating und Selbsteinschätzung
Wechsle zur Seite   <<      
Moderatoren: Alexander
Autor Eintrag
Timo
Di 19 Apr. 2011, 02:06
Timo

Registriertes Mitglied #66
Dabei seit: So 05 Aug. 2007, 14:09

Einträge: 15
Gibt es Fälle wo in einem "kritischen" Turnier auch ein brandaktuelles EGR, welches nicht einer realen Rangsteigerung hinterherhinkt, sondern tatsächlich die aktuelle Performanz beschreibt, bei weitem nicht mit dem (höher) selbstdeklarierten Rang übereinstimmt? Soetwas sähe wie ein besonders plausibler Ansatzpunkt aus. Könnte eine Veränderung hier womöglich die obig diskutierten Probleme (oder auch Nicht-Probleme, je nach Standpunkt) gleich mitabschwächen?

[ Bearbeitet Di 19 Apr. 2011, 02:12 ]
Nach oben
Eric
Sa 30 Apr. 2011, 22:13
Registriertes Mitglied #177
Dabei seit: Do 23 Jul. 2009, 00:18

Einträge: 17
@Georg
Georg schrieb ...

Ich habe die Dynamik des EGF-Ratings überprüft und mit dem ELO-Rating verglichen. Dabei bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß das EGF-Ratingsystem wunderbar dynamisch ist. Wenn der Ratingverlauf für einen Spieler statisch stagniert, liegt das definitiv an seiner Gewinnquote, die keinen Ratinganstieg legitimiert.


Wenn ich das EGF-Ratingsystem richtig interpretiert habe (nach dem was die EGD-Oberfläche ausgibt - ohne das Rechensystem zu kennen), dann wird zur Berechnung des Ratings pro Spiel das Rating der gepaarten Spieler, sowie das Resultat herangezogen.
Bei der Paarung zählt jedoch die, für das Turnier, angegebene Spielstärke (meistens - meiner Erfahrung nach), nicht das EGF-Rating.
Ich kann als angemeldeter 2k mit ~1700 EGF-Punkten gegen einen EGF-2k(~1900) spielen, was mich entweder eine deutliche Niederlage kostet, sollte die "Selbsteinschätzung" falsch sein, oder mich begünstigt, da ein Sieg deutlich mehr Siegpunkte im EGF-Rating verspricht und diese Extra-siegpunkte sollten mich meinem Rang doch deutlich näher bringen.
Für meinen Gegner würde das natürlich den umgekehrten Fall bedeuten, nämlich das Ausbleiben oder den großen Verlust von Punkten.

Insofern ist das EGF-Rating durchaus dynamisch genug, aber nicht immer im positiven Sinne.

Wie du selbst gesagt hast, entspricht der Rang vieler Spieler nicht unbedingt ihrem EGF-Rating neuerdings und so trifft man durch die Turnierpaarung auf einen bunten Mix an Spielern mit mehr oder weniger realem Rang.
Das sollte eigentlich kein Problem darstellen, da die Dynamik des EGF-Systems dies ausgleichen sollte, durch übermäßig positive Gewinnquoten.
In meiner Spielerkarte findest du allerdings eine Serie von Turnieren bei welchen ich mich selbst kontinuierlich hochstufe, mit übermäßiger Gewinnqoute, aber ein durch den besagten Mix verursachtes stagnierendes Rating.

Also wonach soll ich mich als Turnierteilnehmer jetzt richten, in einem Umfeld, in dem ich gegen manchen 1Dan gewinne und andere nicht; mit einem Turniersystem, welches sich nicht am EGF-Rating orientiert?

Ich denke hier liegt doch klar ein möglicher Reformpunkt offen...

[ Bearbeitet Sa 30 Apr. 2011, 22:18 ]
Nach oben
Georg
Di 03 Mai. 2011, 10:35
Registriertes Mitglied #215
Dabei seit: So 11 Jul. 2010, 11:20

Einträge: 30
@Eric
Die Welt des EGF-Rating und die Turnierwelt ist zunächst sauber zu trennen.
In der EGF-Rating-Welt spielt man nicht gegen einen xDan oder yKyu, sondern gegen einen Spieler mit einer bestimmten Wertungszahl. Wie die jeweiligen Spieler ihre Spielstärke deklarieren ist irrelevant.
In der Turnierwelt (mit Ausnahme „Go to Innovation“??) bleibt das EGF-Rating unbeachtet, wird vereinzelt nur für die Ermittlung von Startberechtigungen gebraucht. Allein die Selbstdeklaration der Spieler zu ihrer „Spielstärke“ zählt. Bei MacMahon für die Zulosung von Gegnern, bei Turnieren mit Vorgabe zur Festlegung des Handikap.

Bei der Auswertung von Turnierergebnissen gibt es keine „Begünstigung“ oder Benachteiligung. Es werden neue Wertungszahlen anhand des Spielergebnisses und der sich aus der Wertzahldifferenz ergebenden Gewinnwahrscheinlichkeit des Spielers mit der geringeren Wertung errechnet. Das ist fair. Die Wertungszahlen beider Kontrahenten werden ihrer „wahren“ Spielstärke angenähert.

Man braucht sich nicht zu wundern, daß der wertungshöhere Spieler bei einem Sieg weniger Punkte dazugewinnt als der wertungsschwächere bei einem Sieg. Man geht davon aus, daß der wertungshöhere Spieler mit größerer Wahrscheinlichkeit gewinnt. Dafür bekommt er natürlich weniger als wenn dem schwächeren Spieler ein „Überraschungssieg“ gelingt. Ist das der Fall, wird vermutet, die Wertzahl des schwächeren Spielers sei wesentlich zu niedrig und die des stärkeren Spielers zu hoch.

Spielerkarten schaue ich mir besser nicht mehr im Detail an. Nur soviel: Die Mathematik kann man nicht betrügen. Wenn Dein Rating nicht in von Dir erwartetem Umfang gestiegen ist, dann hast Du bei nach außen glänzender Gewinnquote wohl gegen die „falschen“ gewonnen bzw. gegen die „falschen“ verloren und für Deine Siege wenig dazu, für Deine Niederlagen viel abgezogen bekommen. Das hat aber mit dem „Mix“ nicht das geringste zu tun, solange es sich um Gleichaufpartien handelt. Kritisch sind Vorgabepartien zu betrachten, da hier die subjektive Selbstdeklaration zu eventuell falschen Handikaps führt. Das ist aber kein Problem des EGF-Ratings, sondern der Turnierregularien.
Zu beachten ist noch, daß die EGD Turniere je nach Bedenkzeitregelung in Kategorien einteilt und unterschiedlich gewichtet. Welche Gewichtung vorliegt bzw. wie diese in die Wertzahlermittlung eingeht, ist mir allerdings unbekannt. Je kürzer die Bedenkzeit, desto niedriger die Turnierkategorie. Ob die Turnierkategorie an die EGD zwingend gemeldet werden muß, weiß ich auch nicht.

Zu Deiner Frage, was Turnierteilnehmer denn tun sollten:
Als Turnierteilnehmer würde ich mich erstens nie höher einstufen als mein EGF-Rating nach EGF-Definition hergibt. Moritz Liesegang ist hier ein vorbildliches Beispiel. Ich ziehe meine Hüte.
Zweitens würde ich darauf achten, keine Turniermodi mitzuspielen, bei denen ich sicher sein kann, in das Vorgabelotto gerissen zu werden, besonders wenn ich mich etwas zu hoch deklariere. Es sei denn, es ist ein Spaß-Turnier ohne EGF-Auswertung.
Drittens hätte ich ein Auge auf die Turnierkategorie. Eine Gewinnserie beim Jahreszeitenturnier sollte weniger einbringen als eine beim Kranich.
Viertens würde ich nur gewinnen.

Zusammenfassend kann man feststellen:

1. Für Gleichaufpartien ist die Selbstdeklaration unproblematisch, da irrelevant für das EGF-Rating.
2. Für Turniere mit Vorgabe ist das Handikap nach Selbstdeklaration nicht objektiv.
3. Mit meiner Selbsteinstufung auf Turnieren nach MacMahon suche ich mir meinen Gegnerpool (gute oder weniger gute) aus. Entsprechend ist die Erwartung für die Entwicklung meines EGF-Ratings.
4. Unsportlich kann die Selbstdeklaration auf MacMahon-Turnieren werden, wenn ich mich mit einer hohen Einstufung in die Preisränge vordränge, ohne dafür meiner objektiven Spielstärke nach berechtigt zu sein. Das ist ja kein Geheimtipp mehr.
5. Unsportlich ist die „Selbstbedienung“ durch Hochstufen um 2 oder mehr Grade, um in den Genuß eines EGF-Rating-Geschenks zu kommen, nach dem Motto: „Es ist mir zu anstrengend mich von unten an mein „wahres“ EGF-Rating anzunähern. Es ist doch viel bequemer, sich von oben zurückfallen zu lassen. Außerdem kann ich sofort mit einem schönen Rating protzen und bekomme Startberechtigungen von denen ich sonst nur träumen könnte.“

Unsportlichkeiten nach Punkt 4 auszuschließen ist eine Aufgabe für Turnierleitungen,
Unsportlichkeiten nach Punkt 5 sind ein Fall für die Verbände EGF, DGoB und GoVB, die die Promotion ihrer Spieler ab einem gewissen Grad nicht deren Willkür überlassen sollten. Eigentümlicher Weise sind sprunghafte, zu hohe Selbsteinstufungen an der 1dan-Schwelle besonders populär. Ab dem 2dan gibt es kaum Anlaß, sich über die Maßen zu wundern.
#
Nach oben
Wechsle zur Seite   <<       

Forum:     Nach oben

Syndicate diesen thread: rss 0.92 Syndicate diesen thread: rss 2.0 Syndicate diesen thread: RDF
Powered by e107 Forum System